Nochmals von Anfang an: Nachdem ich eine Nacht bei meiner älteren Tochter Stephi in Wien verbracht hatte, machten wir uns schon zeitig am Morgen auf, um zu unserer „Linie“ am Donaukanal zu gelangen. Ein Katamaran der Twin City Liner erwartete uns bereits und wir konnten gleich an Bord gehen… Der „Spaß“ war offensichtlich, dass wir neben zig anderen Personen, die offensichtlich aus verschiedenen Reisegruppen unterschiedlichsten Alters bestanden, unseren Platz in der ersten Reihe des Schiffes einmal eingenommen am liebsten gar nicht mehr verlassen wollten. An Deck (im Freien) herrschte extrem starker Wind und das Schiff „schaukelte“ ganz schön; außerdem hatte man von unserem sozusagen 1. Reihe-fußfrei-Platz wirklich beste Sicht. Bei Geschwindigkeiten zwischen 50 und 70 km/h und natürlich fast ohne anderen Verkehr – lediglich ein paar Schlepper kreuzten unsere Route – konnten wir vorbei an Hainburg und gegen zehn Uhr unser Ziel Bratislava erreichen.
Angekommen in der Hauptstadt der Slowakei genehmigten wir uns erstmal ein kleine Stärkung in Form von Kaffee (exzellent wie in unseren besten Coffee-Shops) und Limonade. Da wir gemeinsam zum ersten Mal hier waren und ich in meinem Alter immer froh bin, wieder einmal etwas neues zu erkunden, beschlossen wir, auf die Burg (Hrad) Bratislava zu gehen. Besonders hoch ist es nicht, und – Gott sei Dank – auch nicht gerade steil, aber: Von oben hat man einen wunderbaren (Aus-)Blick auf die Stadt und ihr Umland. Wenn man – wie wir später – die Altstadt zu Fuß erkundet, merkt man gar nicht wie riesig die Stadt ist und welche Ausdehnung sie annimmt. Der Stadtkern, der meist von den Touristen ausschließlich besucht wird, ist gut überschaubar und auch gut an einem Tag zu erkunden – freilich den Besuch von Museen, Galerien etc. ausgespart (ansonsten würde sich schon mal ein Wochenende anbieten).
Wie gesagt, erfreuten wir uns zunächst einmal am wunderbaren Ausblick – auch der Blick auf die große Brücke und die Donau lohnen sich auf jeden Fall – wie auch an den wunderbaren die Burg umgebenden Parkanlagen – allein wegen dieser zahlt sich das Hinaufgehen schon mal aus.
Wieder „unten“ angekommen beschlossen wir, nachdem wir über eine kleine Brücke die alten Stadtmauern entlang gegangen waren, uns auch mal eine Kirche von innen anzusehen: den Martinsdom, in dem wir leider nirgends eine Möglichkeit fanden, Kerzen für unsere lieben Verstorbenen anzuzünden.
Gleich danach ging es über ein paar Stufen in die echte Altstadt bzw. in das, was wir uns als zu Fuß zu entdecken bestens geeignet schien. (Vorsicht: Es sollte dann doch noch ein Stück weiter zu Fuß gehen…) Wunderbare kleine Läden, mit und ohne Kitsch, Geschäfte mit Souvenirs reihen sich an wirklich außerordentlich cool designte Cafés und schmucke Gaststätten, wo man neben der typisch slowakischen Küche auch internationales bekommt – viel Augenmerk wird auch auf die vegetarische Küche gelegt. Hier fällt es nicht schwer gut, nicht zu teuer und vor allem in nettem Ambiente zu essen. Während die Speisen durchaus österreichischem Preisniveau angeglichen sind, ist der (fast überall gute) Kaffee billig wie fast nirgendwo in Europa…
Bevor wir allerdings unser Lokal zum Mittagessen gefunden hatten, besuchten wir noch die Franziskanerkirche, wo tatsächlich ständig ein Mönch vor Ort ist (möglicherweise um seine Kirche zu hüten – warum auch immer) und leise (nahezu wie auf Zehenspitzen lautlos) durch die Kirche geht.
Wie möglicherweise schon erwähnt wollten wir ja nicht Touristen ähnlich ein Stadtbesichtigungsprogramm abspulen, sondern eher schauen, wohin es uns so treibt beim Gehen, beim Flanieren… deshalb landeten wir auch in einem entzückenden Geschäft mit traumhaften Geschirr – vom Kobalt-Porzellan-Service bis zum Böhmischen Geschirr findet man hier nahezu alles aus edlem Porzellan, Glas und Kristall.
Nachdem Stephi etwas von einer Blauen Kirche gehört hatte und wir noch genügend Zeit hatten, beschlossen wir die St.-Elisabeth-Kirche (die auch Blaue Kirche genannt wird) zu besuchen. Diese Kirche liegt zwar etwas außerhalb des inneren Kerns der Stadt, ein Besuch ist aber in jedem Fall lohnenswert, zumal diese Kirche nicht nur allerliebst anzusehen ist – sie ist innen wie außen von einem wunderschönen hellen Blauton
geprägt und verfügt im – zur Zeit unseres Besuchs leider nicht betretbaren, wohl aber durch ein Fenster einsehbaren – Innenraum auch über Gold-Blaubemalungen, was Sitzbänke, ja selbst den Altarbereich betrifft. Ich muss sagen, dass ich nicht wirklich so leicht zu beeindrucken bin, aber hier war ich es. Dass es sich bei dieser etwas abgelegenen Sehenswürdigkeit nicht wirklich um einen Geheimtipp handelt, erfuhr ich spätestens als ich vor der Kirche Massen von fotografierenden japanischen Touristen begegnete… 😉
Auf dem Weg dorthin sahen wir auch gleich wieder ein tolles und sehr trendig aussehendes Café, das man zweifellos auch in Wien, London oder sonst wo finden hätte können und das wir nach dem Kirchen-Sightseeing noch besuchten. Für gleich zwei Getränke (Limo und Kaffee) unter 4 € auszugeben begeisterte mich zusätzlich.
Einzig mein – weil ich es einfach immer tue! – Ausschau halten nach Shoppingmöglichkeiten entpuppte sich als relativ sinnloses Unterfangen. In ein großes Einkaufszentrum wollten wir nicht und das innenstädtische Shop-an-Shop-reihen, das wir hierzulande gewöhnt sind, findet in Bratislava so nicht statt. Auch kein Nachteil, Geld gespart oder auch nochmals wiederkommen (müssen), um die Stadt diesbezüglich doch noch in einem anderen Licht zu sehen.
Was mich nach unserem etwa 1,5 km langen Fußmarsch Richtung Haupt(!)Bahnhof ebendort noch völlig verblüffte: Während Cafés, Restaurants, pulsierendes Leben, groß teils gut gekleidete Einheimische am Puls der Zeit angekommen zu sein scheinen, wirkt der Bahnhof (und es ist immerhin jener einer über 400.000 Einwohner habenden Stadt) wie wenn er so um die siebziger Jahres des letzten Jahrhunderts stehen geblieben wäre: keine Automaten für Zugfahrkarten, ein Gewurl und Gedränge, dass einem beinah übel werden könnten (ja es hatte um die 30 Grad an diesem Tag! 😉 ) kaum englischsprachige Hinweisschilder und eigentlich nur zu Fuß über Treppen erreichbare Bahnsteige…
Im Zug nach Wien sortiere ich Fotos, während Stephi ein wenig dem Schlafdefizit der letzten Tage (Wochen… – wer weiß (?)) anheim gefallen ist und nun ein bisschen was nach holt. Ich freue mich aufs nach Hause Kommen und weiß und vor allem fühle letztlich: Diese Stadt hab ich nicht zum letzten Mal besucht, diese Stadt hat mich nicht zum letzten Mal gesehen!
Wer jetzt ein bisschen Lust auf Bratislava-Sightseeing bekommen hat, dem kann ich einen Kurztrip nur empfehlen, auch ein Wochenende zahlt sich auf jeden Fall aus. Beim Twin City Liner empfiehlt sich eine Vorab-Buchung, unser Schiff war ausgebucht; im Sommer fährt es allerdings halbstündlich. Achtung: Reisepass nicht vergessen!
Schönes Urlauben noch, das nächste mal gibt es ein Reise- und (fast) Operetten-Bericht aus Rust bzw. Mörbisch!
Xoxo
Ulli
aus der bunten kleinen Welt
P.S.: Wer mag besucht mich auch auf Instagram denn auch hier gibt es tolle Fotos unserer Kurzreise!
2 Gedanken zu “Einmal Bratislava und (leider auch) retour”